FilmReviewsFilm Review: 'Alles Geld der Welt'

Film Review: ‚Alles Geld der Welt‘

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Regie: Ridley Scott
Cast: Michelle Williams, Mark Wahlberg, Christopher Plummer, Romain Duris, Charlie Plummer
USA 2017
Biografie, Drama
132 Minuten
FSK 12


 

„Reich werden kann jeder Trottel. Reich bleiben aber nicht.“
So Öl-Magnat und Milliardär J. Paul Getty (Christopher Plummer) in ‚Alles Geld der Welt‘.
Diese Weißheit mag nicht neu sein, beschreibt aber Getty’s Gedanken und Absicht kein Lösegeld für seinen entführten Enkel bezahlen zu wollen.
Denn Reich bleibt nur der, der sein Geld zusammenhält. Auch wenn es um das Leben eines Familienmitgliedes geht.
Wie Gefühlskalt, Abstoßend und abscheulich dieser Gedanke und das Handeln Getty’s auch ist, es war im Jahr 1973 der Auftakt zu einer der spektakulärsten Entführungs- und
Kriminalgeschichten der Neuzeit. Und Vorlage für ‚Alles Geld der Welt‘.

Altmeister Ridley Scott inszenierte diesen in Italien gedrehten Entführungsthriller mit tollen Aufnahmen, schicken authentischen Sets und lässt den Zuschauer die bedrohliche
und teils Aussichtslose Lage des Entführten Enkel Gotty’s, dem 16-jährige Paul (Charlie Plummer) stets spüren.
Von der Entführung, den Verhandlungen, über dem Gefängnis in dem sich Paul befindet, Folter und den Entführern selbst.
Dabei handelt es sich um Mitglieder der berüchtigten ’Ndrangheta (kalabrische Mafia), diese wollen nur eines; 17 Millionen Dollar Lösegeld.
John Getty vermutete von Anfang an eine durch den Enkel inszenierte Entführung, um schnell an Geld zu kommen.

Alles Geld der Welt
Einer der Entführer Cinquanta (Romain Duris, left), und J. Paul Getty III (Charlie Plummer) in ‚Alles Geld der Welt‘.

Ridley Scott erzählt ‚Alles Geld der Welt‘ aus mehreren Perspektiven. Von J. Paul Getty, Pauls Mutter Gail (Michelle
Williams), Paul selbst und den Entführern. Außerdem an der Seite Gails, aber von Getty engagiert, Ex-CIA Mann Fletcher Chace (Mark Wahlberg), der dabei helfen soll Paul und
die Entführer zu finden und zu verhandeln.
Doch Scott schafft es nicht immer ein stimmiges und vor allem spannendes Bild von und mit allen Beteiligten zu zeichenen.
Zu oft plätschert die Geschichte vor sich hin. Obwohl diese so viel hergibt für einen spannenden Thriller. Hier wurde leider viel Potenzial verschenkt.
So gut gespielt, und technisch hochwertig das ganze auch produziert ist.

Der Film erlangte bereits vor Kinostart (traurige) Berühmtheit, mit dem Ende Oktober 2017 aufgekommenen Skandal um den früheren Darsteller Kevin Spacey als J. Paul Getty,
mit Vorwürfen von Männern der sexuellen Belästigung. Daraufhin stoppte man die Dreharbeiten, entließ Spacey und strich alle Filmszenen mit ihm.
Eine mutige und konsequente Entscheidung, die anscheinend von allen Beteiligten inklusive dem Filmteam und Darstellern mitgetragen wurde.

Alles Geld der Welt
Christopher Plummer als J. Paul Getty in ‚Alles Geld der Welt‘

Als Ersatz stieg spontan Christopher Plummer ein, sechs Wochen vor regulärem Kinostart. Nach Aussagen Scotts war Plummer immer die erste Wahl für die
Besetzung des 80-jährigen Jean Paul Getty gewesen. Man habe aber einen „berühmteren“ Namen wie Kevin Spacey für diese wichtige Rolle besetzen wollen.
Dies dürfte Ridley Scott letztlich die Nachdrehs mit Christopher Plummer erleichtert haben.
Diese wurden in Rekordzeit gedreht, der ursprüngliche Kinostart um „nur“ drei Tage nach hinten verlegt.
Das sieht man dem Film aber keineswegs an.
Die Nominierung von Christopher Plummer für einen Oscar als Bester Nebendarsteller war allerdings durchaus umstritten. Nicht wenige vermuteten eine politische Entscheidung.
Auch wenn Plummer J. Paul Getty sehr überzeugend mimt.

Alles Geld der Welt
Michelle Williams als Gail Getty in ‚Alles Geld der Welt‘.

Hervorzuheben ist vor allem die Leistung von Michelle Williams, die für die Rolle als verzweifelte Mutter des entführten Paul Getty, eine Nominierung als Beste Hauptdarstellerin
bei den Golden Globe Awards 2018 erhielt.

 

 


 

Nach dem Sachbuch von John Pearson
Drehbuch: David Scarpa
Produzenten: Chris Clark, Quentin Curtis, Mark Huffam, Ridley Scott, Bradley Thomas, Kevin J. Walsh
Kamera: Darius Wolski
Schnitt: Claire Simpson
Musik: Daniel Pemberton

 

 

AUf DVD/Blu-ray erhältlich:

Als Bonusmaterial auf DVD/Blu-ray empfiehlt sich Interviews mit Cast, das Making Of um mehr über die einzelnen Rollen und die Umsetzung der Geschichte zu erfahren.

 

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'Alles Geld der Welt' ist als zeitgeschichtliches Porträt einer weltberühmten Kriminalgeschichte durchaus gelungen. Stark gespielt. Ein Werk in routinierter Klasse von Ridley Scott inszeniert. Und hier liegt das Problem. Was man im übrigen ebenfalls auf Scotts 'Alien: Covenant' übertragen kann; zu routiniert. Denn der Film wirkt zu schablonenhaft. Säuberlich nach Vorlage inszeniert. Dabei mangelnd es dem Film an Dramaturgie. Emphatie mit dem Entführungsopfer kommt kaum auf. Oder mit der Mutter des Opfers. Egal wie sehr sich Michelle Williams ins Zeug legt. An ihr, oder den Darstellern im allgemeinen liegt es nicht. Im Gegenteil, sie retten den Film, ihn immernoch als "sehenswert" einzustufen. Dabei hätte eine Kürzung der sich sehr lang anfühlenden 132 Minuten Laufzeit nicht viel bewirkt, da schlicht viele Szenen zu emotionslos oder spannungsarm inszieniert wurden. Schade, denn diese wahre Entführungsgeschichte und das Porträt eines sagenumwobenen Familienclans gibt so viel Stoff für eine spannende Geschichte her.Film Review: 'Alles Geld der Welt'